Malvina Middleton arbeitet gern mit Gegensätzen: Klaren geometrischen Formen stellt sie bewegte, ausfransende entgegen. Sauber polierte Oberflächen treffen auf schrundige, strukturierte und mattierte. Der Architektur entlehnte monumentale Pfeiler und Stützen haften organisch gewachsene oder verwittert erscheinende Gebilde an. Schwere und Leichtigkeit, Verharren und Aufbegehren, Stürzen und Stützen stehen sich hier gegenüber. Titel wie "Adonis", "Golem" oder "Stymphalischer Vogel" verweisen auf die Auseinandersetzung mit antiker Mythologie des Mittelmeerraums. Welche Bedeutung haben diese alten Mythen für uns Menschen des 21. Jahrhunderts? Einerseits stehen sie in aller klaren gedanklichen Reinheit vor uns - und doch haben sie Patina angelegt und brauchen Stützwerk, das sie dem Vergessen entreißt. Malvina Middleton hat mit ihrer Werkgruppe der "Boten", der "Messengers" eine abstrahierende bildhauerische Sprache gefunden, dieses Kommen und Gehen der antiken Geisteswelt und Ideen sichtbar zu machen und zu reflektieren. Mit einer Arbeit wie "Messenger Code" löst sie sich von der Antike und befragt darüber hinausgehend die universalen Codes menschlicher Überlieferung. In einer zweiten Werkgruppe, den "Suchenden", den "Seekers" geht sie von Formen aus, die uns immerzu begegnen, in ihrer Alltäglichkeit aber oft wenig Beachtung finden. Diese verfremdet sie humorvoll wie bei den kugelig gerasterten Schmetterlingsflügeln oder der textilartig mehrschichtigen Pupille im Auge von "Haris Wisdom", einer Anspielung auf ihre Schwester, der nichts verborgen bleibt.
Eine ausführliche Biographie zu Malvina Middleton lesen Sie hier.