Seit der Mitte der 1980er Jahre schichtet Ivo Rozsypal schwarzes und weißes Opaxitglas zu streng geometrischen Skulpturen, deren geschliffene und polierte Oberflächen eine technische Nüchternheit ausstrahlen. Diagonalbewegungen schaffen Kontraste, die häufig durch Einschnitte und Farbbänder in einer der Grundfarben akzentuiert sind. Gelegentlich sind auch gegossene Elemente aus farblosem Glas mit Einschlüssen von Blasen, Schlieren und Farbbändern eingearbeitet, zum Teil auch größere farblose Scheiben, die über den eigentlichen Grundkörper hinausreichen. Rozsypal sagt selbst, dass es ihm um einen veränderten Bezug der Skulptur zum Raum gehe. Er sieht sie nicht als hermetisch abgeschlossene Form in einem unabhängigen räumlichen Umfeld, sondern ihn interessiert der Bezug des Volumens der Skulptur zur Umgebung. Mit den schräg angeschnittenen Schichtungen, den Einschnitten, den Diagonalbewegungen und eingefügten Scheiben öffnet er den inneren Raum und alle Dimensionen seiner Plastiken gewissermaßen bis ins All und strebt nach einem Ausdruck der Unendlichkeit, der Relativität der Materie und der Bewegung, für die er neue Maßstäbe sucht. So werden die Kunstwerke zu Instrumenten, die zwischen Innen und Außen vermitteln, zu Kraftzentren, die Energie aufzunehmen und wieder abzugeben vermögen. Der Obertitel einer dieser Werkgruppen lautet „Luft, Wasser, Erde, Zivilisation“. Die vier Elemente sind eine Grundvoraussetzung der Existenz allen Lebens und aller Dinge. Durch die universellen Gesetzmäßigkeiten ihres Wirkens ist der kosmologische Bezug der Skulpturen hergestellt. Indem im Titel das Feuer durch die Zivilisation ersetzt ist, eines der Ergebnisse des Feuers, wie Peter Schmitt meint, spräche Rozsypal aus, dass es ihm auch um die Rolle des Menschen im natürlichen Gefüge ginge, um sein Forschen und sein Potential zur Verbesserung und zur Zerstörung des Bestehenden. Und gleichzeitig findet er mit dem Titel eine überaus poetische Umschreibung für sein Material, das Glas: Im Rahmen des zivilisatorischen Prozesses im Feuer aus Erde entstanden, gleicht es geschmolzen dem Wasser und mit seiner klaren Transparenz der Luft.
Eine ausführliche Biographie zu Ivo Rozsypal lesen Sie hier.