Beim Betrachten der Arbeiten von Marian Volráb sticht als erstes das Unterdrücken der typischen Eigenschaften von Glas ins Auge: In ihrer dunklen Farbigkeit, vor allem aber in ihren mattierten, rauen Oberflächenstrukturen wirken sie schroff und abweisend. Die Oberflächen vieler Arbeiten wirken wie archetypische Landschaften: Risse, Spalten, Kerben durchziehen sie. Löcher durchstoßen das Material völlig. Assoziationen an sich verfestigende oder im Gegenteil, an erodierende Erdmassen kommen auf. Manchmal türmen sich Strukturen auf wie aufeinanderstoßende Erdplatten oder die zusammengedrückten, versteinerten Überreste urzeitlicher Vögel, die von einem Paläontologen freigelegt wurden. Erkennbar ist nur etwas Schemenhaftes oder Fragmentarisches. Darum herum deutet sich zudem etwas Unbekanntes, neu zu entdeckendes an. Nichts scheint hier wirklich sicher definierbar zu sein. Es wirkt wie ein vorsichtiges Freilegen von Schichten, ein langsames sich Vorantasten. Der Neugier auf das Unbekannte steht der endgültige Verlust des entfernten Materials gegenüber. Wie weit kann man dabei gehen? Volráb geht es aber nicht um Landschaften oder die Beschäftigung mit der Natur an und für sich. Sein Hauptthema ist der Mensch. „Ich denke, dass er in meinen Arbeiten immer enthalten ist, sei es in spezifischen Formen [...] oder durch die Umgebung, die auf ihn einwirkt.“ Volrábs Arbeiten sind vielmehr als „Bewusstseinslandschaften“ zu verstehen: Es geht um innere Zustände des Menschen, um seine innersten Gefühle und den Prozess, wie die Welt erlebt wird. Die Arbeiten sind ein „Sprung in die Welt hinter das Sichtbare, wo es nichts Eindeutiges und Offensichtliches gibt und wo der Wunsch besteht, Verborgenes zu entdecken. [... Im Mittelpunkt steht alles,] was mit dem Menschen, seinem Leben, seinem Körper, seiner Erfahrung und seinem Wissen zusammenhängt, das so schwer zu fassen ist“, wie es in einer Galeriemitteilung heißt. Die Naturgesetze können dabei sogar auf den Kopf gestellt sein, wenn in der Arbeit „Tears“ die Tränen nicht die Wange herab, sondern nach oben strömen. Und wenn diese verschlossenen, abweisenden Arbeiten im Wechsel des Tageslaufs plötzlich mit Tageslicht hinterleuchtet werden entfalten sie ein inneres Glühen, dass ihnen Erhabenheit verleiht. Ja, so muss es sein und nicht anders. Das Rätselhafte und Widersprüchliche gehört zu uns Menschen.
Eine ausführliche Biographie zu Marián Volráb lesen Sie hier.