1986 kehrte Gabriele Küstner nach einem Arbeits- und Lernaufenthalt in den USA nach Deutschland zurück und richtete sich erst bei und dann in Göttingen eine eigene Werkstatt ein, wo sie zu einer unverwechselbaren Formensprache fand. An zentralen Stellen stehen dabei der Umgang mit der Farbe, die innere Wabenstruktur der Arbeiten und die schlifftechnische Bearbeitung der Oberflächen. „Farbe war schon immer wichtig für mich“, sagt sie. Gabriele Küstner erkundet mit ihren Arbeiten Farbräume. Sie tut das aber anders als etwa Klaus Moje, der mit Stäben aus durchgefärbter Glasmasse arbeitet, sondern sie nutzt dafür farblose, runde Glasstäbe unterschiedlichen Durchmessers, die sie mit hitzebeständiger Farbe bemalt. Gelegentlich arbeitet Küstner mit Vergoldungen und dunklen Farbtönen, häufiger jedoch mit den klaren Grundfarben und ihren Varianten. Beim Verschmelzen der Mosaikstücke weicht das Glas auf und füllt die Zwischenräume, so dass eine unregelmäßige, auf die Gesamtfläche bezogen aber doch ruhig wirkende Wabenstruktur entsteht. Zum Teil trennt sie die so entstandenen Glasplatten in Streifen, dreht die Abschnitte um 90 Grad und verschmilzt sie erneut zu ihren „gefälteten Strukturen“: Bei den ersten sieht man in der Aufsicht durch die Waben hindurch, bei den zweiten fällt der Blick auf die schräg aufsteigenden und abfallenden farbigen Wände der aufgeschnittenen Waben innerhalb der farblosen Glasmasse. Meist bearbeitet Künstner die Oberflächen mit verschiedenen Schlifftechniken. Zum Teil entstehen dabei tief eingearbeitete Strukturen. Wie bei den verschieden positionierten Laufrichtungen der Waben entstehen durch die Oberflächenstrukturen mit ihren unterschiedlichen Lichtbrechungen verschiedene Farbwirkungen eines einzigen tatsächlich eingesetzten Farbwertes. Diese Möglichkeit der Farberkundung bietet der Kunst allein das Glas. Am deutlichsten wird das bei Küstner in ihren bis zu 2 Meter großen Wandarbeiten, in denen sie verschiedene Farbabstufungen in mehreren Paneelen nebeneinanderstellt.
Eine ausführliche Biographie zu Gabriele Küstner lesen Sie hier.