In den 1990er Jahren erschlossen sich Philip Baldwin und Monica Guggisberg venezianische Kaltbearbeitungstechniken für ihre in schwedischer Tradition stehenden Überfanggläser, vor allem den hammerschlagartig wirkenden Battuto-Schliff und die tief eingeschnittenen Inciso-Schraffuren. Das Resultat sind tiefgreifende Texturen und atemberaubende Farbmuster, wie es sie vorher nicht gab. Die Formen orientierten sich weiterhin an klaren Linien, wurden nun aber auch lang gestreckt oder gestaucht. Vasenpaare erinnern entfernt an die Gestalt von Männern und Frauen. An zentraler Stellen standen jetzt solche Gefäße, die auf Metallstäbe montiert sind und in Menschengröße und darüber hinaus skulpturale Form annehmen. Sie können einzeln für sich stehen, aber auch in Installationen in Gruppen angeordnet sein. Eine Werkgruppe trägt den Titel „Sentinels and Watchers“, eine zweite heißt „Cortigiane and Guardiani“. Die erste Gruppe der „Schildwachen“ und „Beoachter“ stellt für Baldwin und Guggisberg eine Art Verkörperung des Gewissens dar. Sie sind sichtbar gewordene Helfer, die ein „geschärftes Bewusstsein [fördern] und sich als wichtige Verbündete im Leben erweisen“. Ihnen gegenüber stehen die „Kurtisanen“ und „Wächter“ als Verkörperung der Menschen mit ihren sich widersprechenden Eigenschaften, all ihren Stärken und Schwächen. Mit der zweiten Gruppe lösen sich Baldwin und Guggisberg von ihren strengen formalen Vorgaben und führen ihre Studien zu Farbe, Textur, Oberflächendekor und Form freier fort.
Eine ausführliche Biographie zu Philip Baldwin / Monica Guggisberg lesen Sie hier.