Ivan Mareš, der nach einer Ausbildung von 1971 bis 1975 an der Glasfachschule in Kamenický Šenov zwischen 1977 und 1983 an der Hochschule für Angewandte Kunst in Prag unter Stanislav Libenský studierte, war dessen erster Schüler, der mit Formschmelztechniken zu überzeugenden Ergebnissen und einer ganz eigenständigen Formensprache fand und damit eine Erneuerung des tschechoslowakischen Glases eingeläutete. Seine Examensarbeit bestand 1983 neben Entwürfen für Trinkgläser sowie für die Architektur aus einer Reihe abstrakter formgeschmolzener Skulpturen. Ihre besonderen Kennzeichen waren eine beispiellose Präsenz im Raum und die Behandlung der Oberflächen. Mareš schliff und polierte sie nur partiell oder gar nicht, sondern ließ Grate und andere durch die Form und den Schmelzprozess gegebene Schlieren, Uneben- und Rauheiten stehen. Gegenüber den inzwischen als kalt und leblos empfundenen Arbeiten aus perfekt geschliffenem und hochpoliertem optischen Glas wirkten diese Plastiken wie Gegenstücke aus einer anderen Welt. Zwei unterschiedliche Materialauffassungen treffen hier aufeinander. Da ist einmal das ästhetische Spiel mit der im Glas liegenden Brillanz und Schönheit und zum anderen der Anspruch, auch andere im Glas liegende Qualitäten zu sehen und mit den Kontrasten zwischen ihnen zu arbeiten. Alena Adlerová sprach von einer „gewissen Brutalität“ der Arbeiten von Mareš, die zugleich voller feiner Details seien. Schnell wurde diese Arbeitsweise von zahlreichen Künstlern übernommen und stilbildend erst für die innovative Glaskunst der ČSSR und dann weltweit. Und dennoch blieb Ivan Mareš aufgrund seiner eigenständigen Formensprache, seiner enormen technischen Fähigkeiten und seiner Lust, immer wieder nach neuen Möglichkeiten zu suchen, eine Ausnahmeerscheinung. Das Wichtigste sei für ihn, etwas zu machen, was ihn selbst überrasche. Die von Libenský und Brychtová eingeführte Arbeit mit der differenzierenden Leucht- und Farbkraft verschieden starken Glases erweitert er durch den Kontrast organischer und exakt geometrischer Formen. Er schafft Einblicke in das Glas und verschließt es durch raue Oberflächen. Kompakte Masse setzt er gegen Durchbrüche und fragile Verletzlichkeit. Eine Vorliebe hat er für runde und ovale Formen wie das „Ei“, das er durch eine kristalline Binnenstruktur kontrastiert oder geometrische Formen, die einen Widerpart in einem sprudelnden Inneren finden wie beim „Labyrinth“.
Eine ausführliche Biographie zu Ivan Mareš lesen Sie hier.