Innere Ruhe ist die eine Grundlage für das künstlerische Werk von Anja Isphording. Unabdingbar ist diese Ruhe für die kleinteilige, teils wochenlange Arbeit an den Wachsmodellen ihrer Skulpturen, die dann in Glas umgesetzt werden. Die zweite Basis ist die Naturbeobachtung. Isphording setzt sie nicht wortwörtlich, eins zu eins naturalistisch um, sondern sie dient ihr zur freien Assoziation, aus der heraus Gebilde entstehen, die wie natürlich entstanden wirken, es aber nicht sind. „Ihre Arbeiten erwecken einerseits den Eindruck von Vertrautheit und Identität. Andererseits entziehen sie sich einer eindeutigen biologischen Bestimmung“, wie ihr ehemaliger Lehrer Franz Xaver Höller schrieb. Deutlich wird diese Arbeitsweise unter anderem auch dadurch, dass Isphording ihren Skulpturen keine Namen gibt. Sie tragen seit 1997, seit die Künstlerin mit Pâte-de-verre-Techniken arbeitet, nur noch eine fortlaufende Nummer. Keine Assoziation wird vorgegeben, Betrachter sind in ihrer Entdeckungslust und Imaginationskraft frei sich selbst überlassen. Mit Worten Tom Buechners wird ersichtlich, wie sehr Isphordings Arbeiten dazu anregen, entdeckt zu werden: „Ich möchte dieses Stück mit meinen Händen umschließen und die Unregelmäßigkeiten all dieser Beulen fühlen. Welche Geheimnisse es suggeriert! Warum hört die Farbe kurz vor dem Hals auf? Was sind diese purpurfarbenen Kiesel? Wo führt dieser spitz zulaufende Zylinder hin?“ Unzählige Bänder, Stege, Lammellen, Schuppen, Plättchen und Blättchen, Zapfen, Körner, Kügelchen und schwappende Wellen bilden ein Geflecht oder sind reliefartig herausgearbeitet. Diese Skulpturen schließen an der Flora und Fauna auf der Erde und unter dem Wasserspiegel an, an Blütenkelchen, Zapfen von Nadelbäumen, Seeannemonen, Korallen, geschichteten Muscheln oder dem Wellenspiel des Wassers. „Sie haben eine Weichheit, das innere Licht, Texturen und Wärme, die die wahre Magie von Glas sind“ (Tina Oldknow). Die Arbeit von Anja Isphording bedeutet eine Abkehr von formal geprägter intellektueller Abstraktion. Positiv formuliert: Im Zentrum steht die Hinwendung zu einer sensitiven Wahrnehmung und Erforschung der Welt, deren Ergebnisse pure Poesie mit visuellen Mitteln sind.
Eine ausführliche Biographie zu Anja Isphording lesen Sie hier.