Für das Oeuvre des Autodidakten Paolo Martinuzzi, geboren 1933 in Venedig, ist die Kombination unterschiedlicher Materialien zum entscheidenden Kriterium seiner Kunst geworden. Als gebürtiger Venezianer identifizierte er sich unweigerlich mit der in der Lagunenstadt vorherrschenden ruhmreichen Glas-Vergangenheit. Bereits in seinen jungen Jahren arbeitete er in den Dekorationsabteilungen der Firmen Vistosi und Moretti. Im Alter von 20 Jahren entschied er sich gänzlich den Künsten zu verschreiben und erlernte autodidaktisch Schritt für Schritt künstlerische Techniken unterschiedlichster Gattungen – angefangen von der Malerei und der Bildhauerei über die Metallbearbeitung bis hin zur Glaskunst.
Sein Werk gilt heutzutage als elementarer künstlerischer Beitrag Venedigs des 20. Jahrhundert. Obwohl sich der Künstler in keine gängige Kategorie einordnen lässt, werden beim Betrachten seiner mit Holz und Metall kombinierten Glasarbeiten Erinnerungen an die in Italien aufkommende „Arte povera“ sowie der französischen „Art brut“ wach. Doch vor allem in der für ihn charakteristischen Gravur unterscheidet er sich grundlegend von jenen vermeintlichen Art-Genossen: Seine Bild-Chiffren, welche stets den Menschen zum inhaltlichen Mittelpunkt haben, zeichnen sich vor allem durch archaisch anmutende Geschöpfe aus. Diese Graffitis in Glas bestehen aus einfachen, klaren, dennoch ineinander verwobenen Linien – eingraviert auf vermeintlich leichgewichtiger Transparenz, der der Künstler dunkelgebranntes Holz oder rostiges Eisen gegenüberstellt.
Interessanterweise steht für den Künstler das Material Glas nicht im Vordergrund. Für ihn stellt es ein mögliches Medium dar – wie auch Holz, Stein oder Metall – das ihm erlaubt seine Ideen zeichnerisch, wie es bereits die Meister des 16. Jahrhunderts taten, umzusetzen.