Bauingenieur wollte er als Jugendlicher eigentlich werden. Häuser bauen und Brücken. Denn die moderne Architektur faszinierte Petr Hora. Doch dann entdeckte der 1949 im südmährischen Brünn geborene Tscheche seine Faszination für die Schönheit des Glases.
Bis zu seinem ersten Besuch in einer Glashütte sei Glas für ihn lediglich etwas für den alltäglichen Gebrauch gewesen, in Form von Vasen oder Trinkgläsern, sagt Petr Hora. Aber als ihn sein Vater dann eines Tages in eine Glashütte in Chlum u Trebone mitnahm, schlug ihn die glühend heiße Masse, in die die Glasmacher ihre Pfeifen tauchten und durch Drehen und Blasen zu formen begannen, sofort in ihren Bann.
„Sechzig Jahre ist das jetzt her, seitdem arbeite ich mit Glas“, erzählt Petr Hora. „Leider konnte ich meinem Vater zu seinen Lebzeiten nicht mehr sagen, dass das die beste Entscheidung war. Aber ich bin zutiefst dankbar, dass er mich darauf gestoßen hat. Die Glasbläserei habe ich dann von der Pike auf erlernt.“ Nach seinem beeindruckenden Erlebnis mit „der glühend heißen Masse“ hatte Petr Hora schon im Alter von 15 Jahren eine zweijährige Ausbildung zum Glasmacher gemacht. Danach ging er an die Glasfachschule in Železný Brod. Dort hatte er das Glück, wie sagt er, auf so ausgezeichnete und inspirierende Dozenten wie Ivo Burian und Pavel Ježek zu treffen.
Während seiner Tätigkeit in verschiedenen Glashütten sammelte er Erfahrungen in der Herstellung von traditionellen Glasobjekten, wie Vasen, Schalen und Gläsern. Auf Ježeks Rat hin fing Petr Hora nach dem Studium an, in der Glashütte von Škrdlovice zu arbeiten. Diese war damals richtungsweisend bei der Produktion von mundgeblasenem Glas.
Und wieder hatte er das Glück, dort den „richtigen Menschen“ kennenzulernen: Den inzwischen verstorbenen großartigen Glaskünstler František Vízner. „Ich bin stolz auf jede Stunde, in der ich mit ihm arbeiten konnte“, sagt Petr Hora. „Er brachte mir die Kunst des Glasschliffs bei. Er war es auch, der mich dazu bewegte, Glasguss-Skulpturen zu fertigen.“
Petr Horas Werke bestehen fast ausschließlich aus klaren, mit bewundernswerter Präzision ausgeführten, geometrischen Formen. „Tatsächlich ist die Geometrie in meinen Arbeiten das wesentliche Element. Darin drückt sich mein alter Wunsch aus Kinderzeiten aus, Architekt zu werden. Die meisten Leute lieben alte Städte mit ihren vielen historischen Bauten.“ Bei Petr Hora sei das umgekehrt: Ihn begeistere die kühne moderne Architektur. Sofort ziehe er Papier und Bleistift aus der Hosentasche. Die habe er immer bei sich, weil sie Grundlage seiner Arbeit seien.
Eine wesentliche Rolle spiele bei seinen Objekten die Farbe. „Die schönsten Farben sind Kristallfarben“, ist der Glaskünstler überzeugt. Doch die verwende er nur selten. Farbglas sei ausdrucksstärker, sagt Petr Hora. Jede Form passe zu einer anderen Farbe. Oft entscheide er sich auch nach Stimmung. „Gern nehme ich auch dunklere, rauchige Töne – auch wenn sie manchmal eine traurige Wirkung haben können“, sagt der Tscheche. Zugleich liege in ihnen aber auch Ernsthaftigkeit, Noblesse, auch etwas Geheimnisvolles oder Mystisches. „Ich nutze das Spiel mit Farbkontrasten“, sagt er. Dabei komme es auf die Dickwandigkeit des Glases an. Je dünner das Material, desto heller die Farbnuancen.
In den 1990er-Jahren begann Petr Hora, seine einzigartigen Techniken zu entwickeln, bei denen er Glas auch mit anderen Materialien wie Metall, Holz und Stein kombinierte, um faszinierende und komplexe Kunstwerke zu schaffen.
Petr Hora lässt sich bei seinen Skulpturen von vielen Dingen faszinieren: Der menschlichen Form, der antiken Kunst, den Pyramiden und der zeitgenössischen Architektur. Sein Spiel mit Farbe und Licht bei seinen Werken ist bemerkenswert. Und sie sind das Ergebnis von stundenlangem Schleifen und Polieren.
Dank seiner herausragenden Fantasie gelingt es ihm immer wieder, einzigartige Skulpturen aus Formen und Bildern zu erschaffen.
„Ich bin ausgesprochen froh, dass ich diesen Beruf gewählt habe“, sagt Petr Hora, „gerade hier in Tschechien, wo Glas Teil unseres Lebens und nationales Kulturerbe ist.“ Es sei ein großartiges Medium, das seine optischen Geheimnisse erst im letzten Augenblick offenbare. „Auch ich bin jedes Mal wieder aufs Neue überrascht“, sagt der Glaskünstler.
Petr Hora gilt als einer der führenden Glaskünstler seiner Generation und hat großen Einfluss auf die moderne Glaskunst. Er hat an zahlreichen Ausstellungen und Wettbewerben teilgenommen und mehrere Auszeichnungen erhalten.
Ein Teil der Informationen dieses Textes beruhen auf dem Interview das Uta M. Klotz mit dem Künstler Petr Hora führte, erschienen in „Neues Glas – New Glass: art & architecture“ und das uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.