Karl R. Berg (geb. 1943 in Wolfach/Schwarzwald, Deutschland) fand nach einer handwerklichen Lehre als Glasfeinschleifer und einer Ausbildung zum Glasgestalter an der Glasfachschule Zwiesel 1962 den Weg nach München an die Akademie der Bildenden Künste, wo er bei Aloys F. Gangkofner (1920–2003) Glasgestaltung studierte. Seit 1968 arbeitet er als freier Glasgestalter und Industriedesigner. Bis 1982 blieb er zudem als Assistent bei Gangkofner, um an der Realisierung von dessen Arbeiten mitzuwirken. In dieser Zeit legte er noch die Meisterprüfung als Hohlglasfeinschleifer ab und machte sich dann endgültig selbständig. Karl R. Berg gestaltet an streng stereometrischen Grundformen ausgerichtete Skulpturen, bei denen er völlig auf abbildende Funktionen verzichtet. Dafür nutzt er hochwertigste Gläser, wie sie für optische Geräte eingesetzt werden. Aus großen Blöcken des völlig blasen- und spannungsfreien Glases sägt er Rohlinge, die er erst grob und dann fein schleift. Anschließend werden sie poliert und auf Metallsockeln präsentiert. Ideen für seine Arbeiten hält Berg in Zeichnungen fest und realisiert zunächst ein kleineres Modell, um die Idee zu prüfen. Erst danach führt er sie in maximal möglicher Größe bis zu etwa 35 cm Höhe aus. Ausschlaggebend ist dabei das Gewicht der Glasrohlinge, die kontrolliert an waagerecht laufenden Schleif- und Polierscheiben bewegt werden. Um diese größeren Formate zu ermöglichen, arbeitet Berg mit härteren Gläsern, deren spezifisches Gewicht geringer ist als bei weicherem und leichter zu verarbeitendem Glas. Diese klare, auf geometrische Körper reduzierte Formensprache entwickelte sich in den 1960er und 70er Jahren von Václav Cigler (geb. 1929) und der Tschechoslowakei ausgehend zu einer dominierenden Richtung innerhalb der internationalen Glasskulptur. Karl Berg gilt als ihr wohl überzeugendster Vertreter außerhalb der ČSSR. Während Cigler, der an der Hochschule für Bildende Künste in Bratislava Leiter der Klasse für „Glas in der Architektur“ war, am Einbezug von Glasskulpturen bei der Veränderung der Umwelt durch verzerrte Durchsichten und ausstrahlende Reflexionen interessiert war, verhalten sich Bergs Arbeiten dem umgebenden Raum gegenüber neutral. Die den Körper begrenzenden plangeschliffenen oder geschwungenen Flächen sind so angelegt, dass die Reflexwirkungen, die sich aus der Winkelstellung der Flächen ergeben, ausschließlich ins Innere des Objekts projiziert werden. Zur äußeren Form des Objekts gesellen sich so beim Umrunden ständig neue, überraschende Innenformen. Es ist eine konkrete Kunst, bei der es um die Sichtbarmachung von Grundkräften und Gesetzmäßigkeiten geht. „Perfektion und formaler Purismus erstarren jedoch nicht in Sterilität. Stets bleibt spürbar, dass Bergs Werke ihre Entstehung nicht mathematisch kalkulierter Planung verdanken, sondern einem künstlerischen Gestaltungsvorgang“ (Helmut Ricke).Uwe Claassen