Břetislav Novák Jr. (geb. 1952 in Semily, Tschechoslowakei) hat bei seinem gleichnamigen Vater, der Lehrer an der Glasfachschule in Železný Brod war, das Glasschleifen erlernt, auch das vom Vater entwickelte technisch schwierige Drechseln von Glas. 1972 bis 1978 studierte er bei Stanislav Libenský in Prag an der Hochschule für Angewandte Kunst, wo er seine Fähigkeiten im damals als führend angesehenen Glasschliff weiter ausbaute. Unter dem Einfluss von Libenský wurde von seinen Schülern die eher technisch-abstrakt ausgerichtete Arbeitsweise der Cigler-Schule thematisch konkreter, poetischer gefasst und für zeichnerische Effekte genutzt. Novák greift für seine Arbeiten neben rein abstrakten Formen immer wieder auf Naturformen wie z.B. Blumen zurück, für deren Realisierung er auch farbiges Glas einsetzt. Noch vor dem Ende des Studiums wurde Novák aufgrund seiner Gestaltungskraft zur ersten Reihe der tschechischen Glasgestalter gezählt und war mit seinen Arbeiten an bedeutenden Ausstellungen im Ausland beteiligt, wie zum Beispiel „Böhmisches Glas der Gegenwart“, eine Wanderausstellung, die 1973 und 74 in fünf großen deutschen Museen zu sehen war, oder dem ersten Coburger Glaspreis 1977, bei dem er eine Urkunde für hervorragende Leistungen erhielt. Seine Arbeiten waren zu dieser Zeit abstrakt gehalten und gingen meist von runden Grundformen aus. In den 1980er Jahren wurde der Glasschliff als Leittechnik vom formgeschmolzenen Glas abgelöst. Die Perfektion der glatten Oberfläche und das abstrakte Spiel mit der Lichtbrechung galten nun zunehmend als kalt und abweisend. Novák ist seiner Arbeitstechnik treu geblieben. Allerdings sucht er seine Themen nicht mehr in rein abstrakten Formen, sondern lässt sich von der Natur und gegenständlichen Motiven inspirieren. Seine oftmals spielerischen Arbeiten sind meist aus mehreren farbigen, geschliffenen und polierten Gläsern zusammengesetzt. Novák selbst sagt, dass er versuche, mit seinen Skulpturen die Natur zu symbolisieren. Seit 1991 folgt er, mit einem Abstand von fast zwanzig Jahren, seinem Vater nach als Lehrer und Leiter der Abteilung für Glasschnitt an der Glasfachschule in Železný Brod. Uwe Claassen