Niyoko Ikuta ist eine der führenden Glaskünstlerinnen Japans. Sie wurde 1953 in Kyoto, Japan, geboren. Was sie in ihren Skulpturen zum Ausdruck bringen will, ist Jazz. Als ehemalige Jazzpianistin will sie ihren musikalischen Rhythmus im Glas widerspiegeln. Das Schaffen von Glasskulpturen sei dem Schaffen von Musik nicht unähnlich, insbesondere der Spontanität des Jazz, sagt sie. Dieser Rhythmus des Glases, Seite für Seite, gleicht einer musikalischen Komposition.
Ihre Werke sind ästhetische Melodien der Künstlerin – anmutige, fast musikalische Manifestationen von Ikutas innerem Bewusstsein. Jede Glasscheibe hat sie von Hand geschnitten und einzeln mit einem speziellen Klebstoff befestigt, der unter ultraviolettem Licht vollständig verschwindet. Ikutas Glasskulpturen fangen die Komplexität des Lichts ein, wie es sich reflektiert, bricht und durch geschnittene Glasscheiben hindurchgeht. Es sind die schillernden Rhythmen des Glases, die hier eingefangen sind, funkelnd, fesselnd und letztlich verführend.
Das Faszinierende und zugleich gewollte Ihrer Skulpturen ist das japanische „Ku“. Ikutas Signaturserie „Ku“ ist Ausdruck des buddhistischen Konzepts der Realität und der Existenz, die für jedes Individium unterschiedlich und doch „wahr“ sind. Das Werk sieht von jeder Seite anders aus, und doch gehört alles zusammen. Die von einer Person wahrgenommene Realität kann sich von der Realität unterscheiden, die eine andere Person erlebt, obwohl sie gleichermaßen wahr ist. Ebenso verändert sich „Ku“ aus jedem Blickwinkel völlig, und doch wird jeder einzelne Betrachter, selbst aus verschiedenen Blickwinkeln, sein wahres Selbst erfahren.
Die Geschichte moderner Glaskunst ist in Japan relativ jung, was dort jedoch eher als Vorteil gesehen wird: Die Künstler sind in ihrer Kreativität frei von überragenden und einengenden Geistern der Tradition. Vor diesem Hintergrund fließt Niyoko Ikutas Kreativität frei in ihre spiralförmigen Blätter aus Glas. Ihre Werke finden sich unter anderem in Sammlungen des Metropolitan Museum in New York, dem Victoria & Albert Museum in London und im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe.