Ivana Houserová (geb. 1957 in Jablonec nad Nisou, Tschechoslowakei – 2015) hat von 1972 bis 1976 die Glasfachschule Železný Brod besucht und anschließend bis 1982 in Prag an der Hochschule für Angewandte Kunst bei Stanislav Libenský studiert. Wie viele Libenský-Schüler der 1960er und 70er Jahre arbeitete sie als freie Gestalterin für die Industrie und entwarf Gebrauchsglas. Die langjährige Zusammenarbeit mit Karlovarské sklo/Moser war besonders erfolgreich. Unter anderem entwarf sie den 1990er Jahren das Trinkglasservice „Prezident“, für den Amtssitz des tschechischen Präsidenten. Parallel war sie künstlerisch tätig und schliff farbloses optisches Glas. Schnell wurden ihre Objekte bekannt und international auf Ausstellungen präsentiert. Sie zeichnen sich durch klare Linien und eine elementare Einfachheit aus. Gern verband Houserová mehrere ineinandergreifende Teile zu einem Ganzen. Ihr Interesse galt der inneren Dynamik der Linien und Körper. Mit der verstärkten Etablierung der Formschmelztechnik begann Houserová während eines Arbeitsaufenthalts im französischen Glaszentrum Sars-Poteries 1995, mit dieser Technik zu arbeiten. Sehr schnell konnte sie eine eigene Formensprache mit sehr hohem Wiedererkennungswert entwickeln. Die Oberfläche wenigstens einer Seite ihrer Skulpturen zeigt ein expressives Gewirr von kurzen Fäden, bisweilen auch von ihr selbst als „Nudel-Dekor“ bezeichnet. Zum Teil kann diese Struktur, vor allem im Gegenlicht, den aus einiger Entfernung betrachteten Wellen auf Wasser ähneln. Durch Schattenwürfe und unterschiedliche Lichtbrechungen wird den Objekten ein sanft vibrierendes Leben eingehaucht, ohne dass jedoch Unruhe entsteht. Weitere Kennzeichen sind einfache harmonische Formen, meist vom Kreis oder Dreieck abgeleitet, und kräftige, klare Farben. Houserovás Motive sind Naturformen wie die Muschel, der Schmetterling oder Blumen. Andere Titel wie „Miracle of Birth“, „Circle of Life“ oder „Heavens Gate“ geben den Arbeiten eine symbolgeladene, geradezu mystische Tiefe der Naturverbundenheit. „Das Werk von Ivana Houserová kann als ein natürlicher, magischer Quell gesehen werden, umgeben von enormer Heilkraft, der bescheiden und versteckt neben einem Waldweg liegt: Ein Quell, von dem du nie genug bekommen kannst“, wie Nový/Harlíčková schreiben. Seit 2008 gab sie ihre Erfahrungen an der Glasfachschule Železný Brod in den Abteilungen Glasschliff und Formschmelze an die jüngeren Generationen weiter. Während einer Exkursion mit ihren Schülern starb sie 2015 bei einem Hotelbrand. Uwe Claassen