BIOGRAPHIE

Trine Drivsholm


Trine Drivsholm (geb.1970 in Aarhus, Dänemark) war schon als junge Frau vom Glas fasziniert. Noch vor ihrem Studium an der Designskolen in Kolding (1996 bis 1998) hatte sie sich zu Beginn der 1990er Jahre das technische Know how für die Arbeit am Schmelzofen angeeignet: am International Glass Centre im englischen Dudley und als Assistentin in den Ebeltofter Werkstätten von Steffen Dam und Micha Karlslund sowie Finn Lynggaard und Tchai Munch. Hier lernte sie auch ihren späteren Mann Tobias Møhl kennen, einen bei Holmegaard Glasværks ausgebildeten Glasbläser, der zu dieser Zeit im Glasstudio des Glasmuseums Ebeltoft arbeitete. Sie wechselte zu ihm, studierte und beide eröffneten 1998 ihr eigenes Studio ebenfalls in Ebeltoft, wo sie von Gefäß- und Ornamentformen ausgehend an der Grenze von Angewandter und Bildender Kunst arbeiten.

Auf den ersten Blick erkennt man die Arbeiten von Trine Drivsholm: Aus organischen Formen, mattierten Oberflächen, dem Zusammenspiel von Ensembles ihrer Objekte und einem Sinn für eine klare Farbigkeit hat sie eine eigenständige Formsprache entwickelt. In der Substanz gehen ihre Arbeiten vom Gefäß und seiner kugeligen Grundform aus. Sie gehen aber weit über eine potentielle Anwendungsmöglichkeit hinaus. „Funktionalität ist untergeordnet – für mich geht es darum, ästhetische Objekte zu kreieren, die den Tastsinn ansprechen, genauso wie die Freude und den Humor“, sagt die Künstlerin. Sie setzt rundliche Formen aneinander, gibt ihnen die Gestalt abgeschliffener Steine oder zieht ihnen lange Hälse wie die von schnatternden Gänsen, so dass sie fast das Gleichgewicht verlieren. Mal sind die Arbeiten in nicht vollständig verschmolzenem Glaspulver gewälzt, dass eine raue Oberfläche entsteht, dann sind sie matt geätzt oder Drivsholm hat viele farbige Fäden um einen Kern gelegt, deren furchigen Zwischenräume mit den Händen erkundet werden können. Auch die neueren großformatigen Glaspaneele der Moire-Serie sollen mit Genuss „begriffen“ werden. Die Farben, meist klare Grundtöne, changieren je nach der Stärke des Glases oder entsprechend der Überschneidungen der Glasfäden. Anlässlich der Ausstellung „The Nordic Spirit“ im Glasmuseet Ebeltoft im Jahr 2000 hat Micha Karlslund darüber nachgedacht, wie Landschaft und Klima eine kreative Produktion beeinflussen (Karlslund 2000: 32). Bei Trine Drivsholms Arbeiten ist darauf aufbauend gut zu sehen, wie die besten Traditionen des dänischen Designs, aus einfachen Formen eine prägnante Sprache zu entwickeln, im Zusammenklang mit dem Einfluss der natürlichen Gegebenheiten der Region, dem Spiel der Blau-, Grau- und Grüntöne von Himmel und Meer, zu Innovationen führen können, die die Grenzen von Angewandter und Bildender Kunst aufheben.
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung