Karel Wünsch (geb. 1932 in Nový Bor, Tschechoslowakei) , einer seit Generationen in der nordböhmischen Glasregion ansässigen und in diesem Metier tätigen Familie entspringend, durchlief den im 20. Jahrhundert dort lange üblichen Ausbildungsweg. Der Besuch der Glasfachschule in Nový Bor zwischen 1946 und 1950 vermittelte vor allem Fähigkeiten in den ausführenden Techniken. Wünsch besuchte die Klasse für Glasmalerei und -ätzung. Nach einigen Jahren praktischer Arbeit in der Industrie ging er 1953 nach Prag an die Hochschule für Angewandte Kunst und besuchte dort die Klasse von Josef Kaplický. Die künstlerische Arbeit und die künstlerische Qualität auch von Entwürfen für die industrielle Massenproduktion wurden dort sehr stark betont. Noch als Student konnte er sich an den Vorbereitungen für die großen internationalen Ausstellungen in Mailand und Brüssel beteiligen und nach seinem Abschluss 1959 auch an den Ausstellungen in Moskau, Corning oder São Paulo, die das neue Böhmische Glas schlagartig weltbekannt machten. Dort war er regelmäßig mit Arbeiten vertreten. Nach dem Studium erhielt er eine feste Anstellung als Glasgestalter bei Borské sklo in Nový Bor, die er bis 1969 inne hatte. Hier entwickelte er eine breite Palette von Entwürfen für Gebrauchsglas und künstlerisch orientierte Gläser in verschiedenen Techniken wie Schnitt und Schliff, Emailmalerei und hüttengeformtes Glas. Gerade die ihn besonders interessierenden Entwürfe für künstlerische Gläser gingen in der Regel nicht in die Serienproduktion, weil sie von der Betriebsleitung aufgrund ihrer aufwendigen Fertigung als wirtschaftliches Risiko eingestuft wurden. So ging es fast allen Glasgestaltern an den großen Glasbetrieben in der Tschechoslowakei bzw. an der zentralen Einrichtung für den Entwurf am Institut für Wohn- und Bekleidungskultur (ÚBOK). Auch Wünschs Entwürfe für Überfanggläser mit geschliffenen geometrischen Mustern erlebten dieses Schicksal. Einige von ihnen wurden in Kleinstauflagen von bis zu fünf Stück realisiert. Mit seiner Signatur versehen gelten sie als Autorenwerke. „In der untrennbaren Verbindung von Gefäßform, Farbgestaltung durch Überfang und poliertem Schliff gelingen ihm in der gegenseitigen Durchdringung dieser Elemente und im Wechselspiel von Transparenz und Dichte Gefäßobjekte, die sein Werk zu einem essenziellen Beitrag für die gestalterische Intention dieser Jahre macht“, wie Helmut Ricke befindet. Mitte der 1960er Jahre begann Wünsch, architekturbezogene Arbeiten zu entwerfen und in Zusammenarbeit mit Architekten zu realisieren. 1969 verlässt er Borské sklo ganz, um als freier Künstler zu arbeiten. Von der Natur inspiriert überwindet er die Gefäßgestaltung und arbeitet skulptural. Auch als Grafiker und Maler ist er tätig. Zudem sucht er immer wieder die Zusammenarbeit mit den Glashütten in Škrdlovice und Nový Bor. Seit 1994 betreibt er eine eigene Glasgalerie in Nový Bor. Uwe Claassen