Horst Stauber (geb. 1943 in Markt Eisenstein, ČSR) wird von Peter Nickl als ein Grenzgänger beschrieben, der sich „auf dem schmalen Pfad zwischen Angewandtem und Artistisch-Freiem, zwischen Bürgerlichem und Künstler-Sein“ bewege. Er ist aber auch auf ganz direktem Wege ein Grenzgänger: Von der Glastradition des Böhmerwaldes geprägt, ließ er seine Gläser über viele Jahre in seinem Beisein von einem Team um den Maestro Gino Salmistrari bei F. & L. in Venedig blasen und veredelte sie in der heimischen Werkstatt in Passau durch Schliff oder Bemalungen. In eine böhmische Glasschleiferfamilie hineingeboren, erlernte Stauber 1959 bis 1962 in der väterlichen Werkstatt in der neuen Nachkriegsheimat Passau dieses Handwerk. Nach einer weiteren Ausbildung an der Glasfachschule in Zwiesel 1962 bis 1964 zum Entwurfszeichner ging er nach Wien, um hier von 1964 bis 1970 an der Akademie für Angewandte Kunst Grafik zu studieren. Einen längeren Aufenthalt an der Kunstakademie in Venedig Ende der 1960er Jahre, wo er sich mit der Malerei befasste, nutzte er zu ausführlichen Besuchen der Muraneser Glashütten. Und seitdem kam er immer wieder, um hier seine Gläser fertigen zu lassen, die er in der 1976 in Passau gegründeten Werkstatt veredelte und in der angeschlossenen Galerie präsentierte. Es war die Zeit der aufkommenden Studioglasbewegung mit ihrer Entwicklung zur freien Kunst. Stauber entschied sich aber, der handwerklichen Tradition der Gefäßkultur treu zu bleiben und sie zeitgemäß fortzuführen. Charakteristisch für ihn sind einfache, strenge Grundformen für seine Schalen, Vasen, Flaschen und Teller, die er geringfügig bricht, um sie lebendig zu halten. Das können innerhalb von Serien kleine Variationen der Form oder Applikationen sein. Wichtig für sein Werk ist die kräftige Grundfarbe vieler Objekte, bei denen er ohne farblose Überfänge arbeitet. Einerseits wird die Form so besonders betont. Zum anderen eignen sich die fast schon schwarz wirkenden Farben wie ein Dunkelgrün als Basis für einen gemalten Dekor. Stauber hat die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Böhmen entwickelte Lithyalin-Technik, mit der damals vor allem Achatgefäße imitiert wurden, mit modernen Dekoren wiederbelebt. Das Gefäß wird hier mit einer Silberbeize bemalt, die bei 400 Grad auf das Glas gebrannt wird. So wie Horst Stauber seine Formen durch die leichten Brüche auf besondere Weise in Szene setzt, wird seiner Persönlichkeit von Peter Nickl ebenfalls ein Sinn fürs Theatralische nachgesagt: Streng geregelten Arbeitszeiten und dem Verbot für andere Menschen, seine Werkstatt zu betreten, stünden ein Auftreten mit dem lässigen Understatement des Bohemiens gegenüber. Uwe Claassen