Ursprünglich wollte Václav Řezáč, 1977 in der Tschechoslowakei geboren, Bildhauer werden. Er wurde zum Studium aber nicht zugelassen. Stattdessen begann er in den 1990er-Jahren eine Ausbildung an der Glasfachschule in Železný Brod.
Bei einer dortigen Ausstellung entdeckte er seine Faszination für eine ungewöhnliche Installation von Vladimír Kopecký: Zerbrochene Gläser und Farbspritzer auf dem Fußboden. Für Řezáč stand schlagartig fest: Bei diesem Künstler und Dozenten der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design wollte er sein Studium fortsetzen. „Professor Kopeckýs Studio ist eine Schule des Lebens, in der die Kunst die Seele berührt“, sagt Řezáč begeistert über ihn. Nach seinem Studium arbeitete er an verschiedenen Glasprojekten mit.
Dann zog es ihn nach Japan. Drei Jahre unterrichtete er dort am Toyama City Institute of Glass Art. Dieser Aufenthalt sollte sein künstlerisches Schaffen bis heute nachhaltig prägen. Denn bei vielen seiner farbenprächtigen und geheimnisvoll wirkenden Glasskulpturen ließ Řezáč sich von japanischer Ästhetik inspirieren. „Ich spüre den Einfluss dieses Landes in allem, was ich tue“, sagt Václav Řezáč. „Zum Beispiel wie Tiefe, Entwicklungen und Körperlichkeit wahrgenommen werden, Reines und Grobes, Erosion, Auflösung und Zurückhaltung, Chiaroscuro (Hell-Dunkel-Kontraste), Stille oder Feinheit.“
Für Václav Řezáč ist Glas ein verführerisches und zugleich geheimnisvolles Material. „Am meisten fasziniert mich seine ursprüngliche flüssige Konsistenz, wie sie beim Schmelzen von Sand unter hohen Temperaturen entsteht.“ Es sei ein ungemein aufregender Moment, wenn Glas vom flüssigen in den festen Zustand übergeht, sagt Řezáč. In seinen Arbeiten stellt er eine Beziehung zwischen diesen beiden Zuständen her — das Resultat liegt dann zwischen Berechnung und Zufall. Das Verhalten von geschmolzenem Glas auf der Glasbläserpfeife interagiert mit der kühlen Präzision von ofengegossenem Glas.
Alle Farben für seine Glasskulpturen mischt Řezáč selbst. „Auf diese Weise erziele ich einzigartige Farbnuancen.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt in seinen Arbeiten: Geometrie. „Sie steht für Ordnung und Rationalität und hat die Form im Blick“, sagt der Künstler. Aber Václav Řezáč durchbricht diese Ordnung in seinen Werken manchmal. Mehr noch: Er erzeugt absichtlich einen Kontrast zwischen einem geometrischen Körper und dem geschmolzenen Glas, indem er die heiße Masse über die eckige Form fließen lässt und sie damit umhüllt.
Es ist dieser Dialog zwischen diesen zwei Prinzipien – der Ordnung und dem Zufall – der ihn fasziniert und seine Arbeiten so einzigartig macht. „Das heiße Glas hat sich in mein Herz eingebrannt“, unterstreicht er seine Leidenschaft für dieses Material.