Jack Ink (geb. 1944 in Canton, OH, USA ) hat von der Malerei zum Glas gefunden. Das ist vielen seiner Arbeiten auf den ersten Blick anzusehen. Schon als Jugendlicher malte er vor allem Meereslandschaften. Ein 1962 am Interlochen Center for the Arts, MI, begonnenes Studium der Malerei führte Ink nicht zu Ende, weil ihm klar wurde, dass er mit seiner Landschaftsmalerei in der schrillen Atmosphäre der 1960er Jahre nicht würde reüssieren können. Über die Keramik stieß er zum Glas und konnte 1973 als Assistent von Harvey K. Littleton an der University of Wisconsin in Madison, WI, einen Masterabschluss machen. Sein aufkommendes Interesse am Glasschliff und der Gravur führte ihn 1975 nach Österreich zur traditionsreichen, 1823 in Wien gegründeten Firma J. & L. Lobmeyr. Hier widmete Ink sich dann aber weniger den kalten Bearbeitungstechniken, sondern baute für das stets aktuelle Entwicklungen aufgreifende Unternehmen ein Heißglasstudio in Baden bei Wien auf. Dieses Studio leitete Ink einige Jahre und war hier bis zum Aufbau seines eigenen Studios 1983 in Tribuswinkel bei Wien als Artist in Residence tätig. Kostenlos unterrichtete er zahlreiche Studenten und hatte so einen gewichtigen Einfluss auf den künstlerischen Austausch im Glasbereich zwischen den USA und Europa. Charakteristisch für das Werk von Jack Ink sind opake Vasen, Flaschen, Becher und Glasblöcke, deren Wandung er als Malgrund für Landschaftsdarstellungen nutzt. Mit farbigen Glaspudern, Granulaten und Glasstäben gestaltete er seine Motive auf der heißen Glasblase. Typisch sind auch Irisierungen. Als letzter Arbeitsschritt wird das Glas meist in einer Form ausgeblasen. Die Landschaften sind „landscapes of mind“: Geträumte oder erlebte Landschaftseindrücke verklären sich bei Ink zu farbintensiven goldglänzenden Erinnerungen. Sie repräsentieren Räume, in der „die Natur und nicht der Mensch die gestaltende Kraft ist. Jahrhunderte maß der Mensch alle seine Fähigkeiten und Gedanken an der ihn umgebenden Natur. Heute, wo wir in Städten leben, ist unser Maßstab der Mensch selber“. So sieht es der Künstler selber. „Dieser Entwicklung stellt Jack Ink seine Glasobjekte entgegen, die uns in eindringlicher Weise die natürlichen Energien und ihre Schönheit vor Augen führen“, wie Ulrich Pietsch schrieb. Von Kyohei Fujitas gläsernen Dosen inspiriert begann Jack Ink ab 1975 auch Deckelgefäße als seine zweite bedeutende Werkgruppe zu entwickeln. Eine der ersten dieser Arbeiten nannte er „Fujita’s Dream“ und widmete sie so dem Japaner. Sie entstanden aus einer formgeblasen Grundform, die mit einer Diamantsäge in Dose und Deckel geteilt ist. Beide sind mit Messingbeschlägen gefasst. Ihr Dekor ist meist abstrakt gehalten. Mit der Zeit ging Ink dazu über, Dose und Deckel von verschiedenen Grundgefäßen zu kombinieren. So entstehen in einer harmonischen Gesamtkomposition spannungsvolle Brüche und Kontraste. Eine dritte Linie sind seit Ende der 1990er Jahre phantasievolle Muscheln. Sie gehen zurück auf Gespräche bei Strandspaziergängen mit dem Sohn Alexander über die Frage, was für Muscheln sie gern finden würden. In den 1990er Jahren fand Ink auch zur Malerei mit dem Pinsel zurück: Er malte Landschaften mit Emailfarben auf Flachgläser. Durch mehrfaches Bemalen und Einbrennen, der Reihung mehrerer Scheiben hintereinander und ihre Positionierung vor goldenen Wänden entstehen tiefgründig leuchtende Farbräume. Auch bei ihnen gehen eine genaue Naturbeobachtung und die Überhöhung der Natur zusammen. Nach Monica Borgward findet Jack Ink seinen Lebensinhalt „in der künstlerischen Umsetzung der Vielfalt der Erscheinungen des Lebens und der Natur im Großen wie auch im kleinsten Detail“. Uwe Claassen