BIOGRAPHIE

Gabor Gonzales


Gabor Gonzales (geb. 1950 in Budapest, Ungarn) fand als Kind durch einen Onkel zum Glas. Als Absolvent des Polytechnikums der Glasindustrie wurde er zwanzigjährig als Instruktor in die neu aufgebaute Glaswerkstatt der Hochschule für Angewandte Kunst Budapest geholt. Ohne offiziell an der Hochschule eingeschrieben zu sein, befasste er sich nicht nur mit technischen Fragen, sondern fand auch als Autodidakt zur Glasgestaltung. Zuerst arbeitete er am Gasbrenner und fertigte Perlen und Broschen. Dann ging er dazu über, metallbedampfte Scheiben zu schichten und zu verkleben. Aus den Rohlingen schliff er Broschen und Nadelspitzen.

Glas hat in der ungarischen Volkswirtschaft keinen so hohen Stellenwert wie z.B. in Tschechien. Entsprechend waren Industrie, Handwerk und Ausbildungsstätten weniger miteinander verzahnt. An der Hochschule für angewandte Kunst in Budapest wurde erst in den 1960er Jahren unter dem ausgebildeten Maler György Z. Gác (1914-1978) eine Glasklasse eingerichtet. Über Wandgestaltungen mit Bezug auf die Architektur hatte Gác zu diesem Material gefunden. Noch in den 1960er Jahre konnte er eine Studentin, Zsuzsa Vida, nach Prag „entsenden“, die dort bei Stanislav Libenský studierte. In Budapest war man entsprechend über das das Glas-Geschehen im Nachbarland informiert und ließ sich davon inspirieren. Es war die Zeit, in der die Arbeit mit geschliffenem optischen Glas aufkam. In Ungarn war es schwierig, solches Glas für künstlerische Vorhaben zu erhalten und so entstand die oben beschriebene Arbeitsweise, bei der der zu schleifende Rohling aus geschichteten und miteinander verklebten Flachgläsern gebildet wurde. Gács Schüler und langjähriger Nachfolger als Leiter der Glasklasse an der Hochschule für angewandte Kunst Zoltán Bohus (geb. 1941) ist ein herausragender Vertreter dieser Technik, der mehrere Generationen von Schülern prägte.

In dieser Arbeitsweise führte Gabor Gonzales auch Raumskulpturen in größeren Formaten aus, die schon bald auf Ausstellungen international Beachtung fanden und auch im Corning NewGlass Review rezipiert wurden. Seine reduziert-abstrakten Arbeiten gehen von geometrischen Grundformen wie dem Würfel aus, können aber auch an Naturformen wie dem Wellengang anschließen. In den letzten Jahren ist Gonzales dazu übergegangen, monochrome Flachgläser miteinander zu verschmelzen und über Formen abzusenken. Vor und zwischen den Hitzegängen sind die Gläser geschliffen und poliert. So entstehen die seidigen Oberflächen seiner Objekte, die an sich im heißen Sonnenlicht verformende, sich zusammenziehende oder weitende, sich krümmende und streckende Naturmaterialien erinnern.
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung