Gary Beecham (geb. 1955 in Ladysmith, WI, USA) entdeckte als Geologiestudent an der University of Wisconsin in Madison das Glasstudio im Kunst-Department seiner Hochschule. Er war fasziniert und wechselte ins Glas. Hier studierte er bei Harvey K. Littleton, einem der Gründungsväter der Studioglasbewegung. Nachdem Littleton 1977 seine Lehrverpflichtungen aufgegeben und in Spruce Pine, NC, eine Werkstatt aufgebaut hatte, folgte ihm Beecham als Assistent. Parallel entwickelte er seine eigene Formsprache und baute sich 1985 eine eigene Werkstatt auf. In einem Interview mit Helmut Ricke berichtete Gary Beecham 1983 über die Grundsätze seiner Arbeit, die etwas erweitert immer noch Bestand haben. Bereits während des Studiums entfernte er sich vom experimentellen Arbeiten der frühen Studioglasbewegung. Stattdessen wandte er sich der präzisen und technischen Beherrschung des Materials zu, wie er sie in europäischen Traditionen repräsentiert sieht, die seit der Antike stark von dekorativen Elementen geprägt sind. Vor allem das venezianische Glas übte großen Einfluss auf ihn aus. Über Kopien auf Grundlage von Museumsstücken oder von Abbildungen aus Büchern bemühte er sich, die alten Techniken zu erlernen und sie der Gegenwart anzupassen. 1978 wurde ihm aber klar, dass es ihm nicht möglich sein würde, die jahrhundertealte Tradition und Perfektion der Muraneser Meister zu erreichen. Er wollte auf diese Techniken aber nicht verzichten und begann, sie auf nicht-venezianische Weise einzusetzen. Er nutzte sie jetzt für dickwandige Objekte, wie sie im 20. Jahrhundert durch die schwedische Glashütte Orrefors für Graaltechniken eingeführt wurden. Was in Murano ins Filigrane, Zarte und Zerbrechliche überhöht ist, wird bei Beecham so zu schweren, kraftvollen Objekten. Auch wenn ihre Gestalt meist Vasen oder Schalen entspricht, sind sie nicht funktional gemeint. Er selbst sieht sie, vor allem die Schalen, als „transparente und durchscheinende Farbstudien mit verschiedenen Tiefenillusionen“. Weil es auf das komplexe Innere ankommt, nutzt er zumeist einfache äußere Formen.Bereits in den 1980er Jahren begann Beecham, Abschnitte seiner Glasstäbe mosaikartig in einer Form zu stapeln und im Brennofen zu Blöcken zu verschmelzen. Inspiriert durch den nächtlichen Sternenhimmel und die Landschaften um Spruce Pine entstanden aus dieser Vorgehensweise heraus seit Mitte der 1990er Jahre seine Serien „Expanding Universe“ und „Appalachian Landscape“. Für sie fügte er die farbigen Mosaikelemente zu Bildern von Himmelserscheinungen und Landschaften zusammen.Uwe Claassen